Nein. Ich finde es nicht gut, dass Menschen am Corona-Virus sterben! Nein, ich finde es nicht gut, dass zahlreiche Betriebe Kurzarbeit leisten müssen! Nein, ich finde es nicht gut, dass die Arbeitnehmer im Gesundheitswesen bis an die Belastungsgrenze arbeiten müssen! Nein, ich finde es nicht gut, dass die Event-Branche keine Aufträge mehr hat! Nein, ich finde es nicht gut, dass die Lehrer nun über das Wochenende einen Fernunterricht aus dem Boden stampfen müssen, weil die Schüler nicht mehr in die Schule dürfen.
Trotzdem gewinne ich der Situation auch gute Seiten ab. Wir leben in einer reizüberfluteten, hyperaktiven Gesellschaft. Ständig ist irgendwas los. Sogar an hohen Feiertagen finden zunehmend Events und Sportanlässe statt. Und nun herrscht auf einmal Ruhe! Auch mein - sonst immer eher zu voller - Terminkalender leert sich. Und trotz allen Hiobsbotschaften macht sich ein Gefühl der Entspannung breit.
Chance zur Entschleunigung!
Sicher: Leider können nicht alle davon profitieren. Die einen nicht, weil sie zu viel Arbeit haben. Die anderen, weil sie keine haben. Und einige, weil sie krank sind. Für einen Grossteil der Gesellschaft aber bietet die Situation die einmalige Chance der Entschleunigung.
Und wenn wir schon am Entschleunigen sind, dann können wir auch etwas nachdenken. Nachdenken darüber etwa, wie so ein kleiner, unsichtbarer Virus innert kürzester Zeit die Menschen in Furcht erstarren lässt: Die Aktienkurse sind im Keller, die Regale in den Läden leer, dafür die Spitäler zumindest in einigen Gebieten mehr als voll.
Wo bleiben die Importe, wenn andere Länder selber zu wenig haben?
Auch politisch wird so mancher Trend in Frage gestellt. Wo etwa bleiben die Importe, wenn andere Länder selber zu wenig haben? Noch hat Deutschland nur die Atemschutzmasken, welche die Schweiz schon gekauft hat, für sich behalten wollen. Um weniger vom Ausland abhängig zu werden, hat die Schweiz nun begonnen, wieder selber Atemschutzmasken zu produzieren.
Was ist aber, wenn auf einmal die Lebensmittel in anderen Ländern knapp werden? Können wir darauf zählen, dass wir immer genügend importieren können?
Ich gehe davon aus, dass die unsägliche Trinkwasserinitative damit einen gehörigen Schlag erhalten hat. Denn am Ende des Tages ist es den Menschen vor allem wichtig, dass sie noch was zu essen bekommen.
Und was ist mit unserer viel kritisierten Schweizer Armee? Jetzt, wo im Tessin das Personal in den Spitälern am Limit läuft, wird der Militärdienst unserer Sanitätstruppen auf einmal zum Assistenzdienst. Noch vor wenigen Wochen völlig undenkbar!
Grenzkontrollen: Noch vor kurzem hiess es, das sei ein Relikt aus der Vergangenheit! Wir würden im Zeitalter offener Grenzen leben. Und jetzt ist auf einmal unsere Landesgrenze gegen Süden weitgehend dicht!
So schnell kann es gehen: Landwirtschaft, Armee, Grenzschutz: Institutionen, welche von Medien und breiten politischen Kreisen ständig unter Beschuss stehen, sind auf einmal wieder wichtig.
Hoffen wir, dass Politik und Gesellschaft die richtigen Lehren aus Corona ziehen.
Fazit: Hoffen wir, dass möglichst wenige Menschen an Corona sterben. Hoffen wir, dass unsere Wirtschaft mit einem blauen Auge davon kommt. Hoffen wir aber auch, dass unsere Politiker und unsere Gesellschaft die richtigen Lehren aus der Situation ziehen. Und nicht weiterhin die gleichen Fehler begehen, wie vor der Corona-Krise!
