Das Hudelwetter hält die Schweiz in Atem. Bäche und Flüsse führen viel Wasser. Die Seen sind randvoll. Der Juli 2021 ist kalt und nass. Bereits die Monate zuvor waren mehrheitlich nass und kalt.
Meteoschweiz schreibt im Klimabulletin Frühling 2021 folgendes: "Die Schweiz erlebte den kältesten Frühling seit über 30 Jahren mit einem landesweiten Mittel von 1,1 °C unter der Norm 1981−2010. Kalt zeigten sich die Monate April und Mai. Nach den zwei niederschlagsarmen Monaten März und April erhielten im Mai die meisten Gebiete der Schweiz, mit Ausnahme der Alpensüdseite, reichlich Niederschlag. Die kühlen Verhältnisse im April und im Mai 2021 führten in der Schweiz zum kältesten Frühling seit 1987."
Und nun eben der verregnete Juli. Keine sonst jahresübliche Hitzewelle ist in Sicht. Dafür tagelanger Regen. Die Seen sind randvoll. Die regendurchtränkten Hänge geraten ins Rutschen. Strassen werden weggerissen oder verschüttet. Pullover sind angesagt. Keine T-Shirts.
Der unvoreingenommene Beobachter würde jetzt meinen, dass die bei heissen Sommern wie im Wahljahr 2019 stets aufflammenden Diskussionen über den sogenannten Klimawandel momentan nicht im Vordergrund stehen sollten! Mit Klimawandel wird doch sonst immer bei heissem und sonnigen Wetter argumentiert! Doch die mediale Einfalt präsentiert sich anders. Zwar wird die von Corona verdrängte Greta momentan nicht mehr zitiert. Dafür aber interpretieren andere in den Regensommer 2021 ganz viel Klimawandel hinein.
«Solche Ereignisse werden häufiger und extremer», lässt sich etwa Umweltwissenschafterin Sonia Seneviratne von SRF zitieren. Meteonews-Meteorologe Klaus Marquardt erklärt gegenüber Blick, dass der Klimawandel nicht nur die Dauer des schlechten Wetters, sondern potenziell auch die Niederschlagsmenge beeinflusse: "Eine wärmere Atmosphäre könne mehr Wasserdampf aufnehmen, was wiederum zu mehr Niederschlag führe", erklärt der Experte.
Und auch der frühere Star-Meteorologe Jürg Kachelmann, der dann über seine Frauengeschichten tief gefallen ist, lässt sich wieder einmal vernehmen. Und zwar im Newsnetz des Tamedia-Verlags: "Der Klimawandel ist ein Prozess, der immer gefährlich ist, genau so, wie ein aktiver Vulkan auch dann eine Bedrohung darstellt, wenn er gerade nicht ausbricht."
Irgendwie kommen mir diese Interpretationen wie eine Art "Deus ex machina" (Gott aus der Maschine). Der "Deus ex machina" war im griechisch-römischen Theater eine Bühnenmaschine, mit der man jederzeit und plötzlich eine Gottheit auftreten lassen konnte. Genau gleich wie einst Göttervater Zeus erscheint im abendländischen Wettertheater immer irgendwann der Klimawandel als "Deus ex machina". Ist es heiss und trocken, heisst es "Klimawandel". Ist es nass und kalt, heisst es "Klimawandel".
Regelrecht wohltuend wirkt hier ein Interview mit Franz Steinegger, ehemaliger FDP-Präsident, Nationalrat und während 30 Jahren Leiter des Krisenstabes im unwettererprobten Kanton Uri im Newsnetz. Die weisen Worte von "Katastrophen-Franz" seien hier deshalb in voller Länge zitiert: "Ich bin für Klimaschutz. Aber wir sollten aufpassen: Beim Bergsturz am Piz Cengalo vor vier Jahren hiess es auch sogleich, der Klimawandel sei die Ursache. Dabei lässt sich historisch nachzeichnen, dass es am Cengalo auch in der Vergangenheit grosse Bergstürze gab. Die Klimapäpste sollten vorsichtig sein mit ihren Diagnosen, wenn sie nicht an Glaubwürdigkeit verlieren wollen. Unsere Schweizer Gesetzgebung hat auf das weltweite Klima höchstens minimalen Einfluss."
Leider sind solche besonnenen Stimmen eines erfahrenen Mannes wie Steinegger in unseren linken Medien selten zu hören. Denn im Gegensatz zu den oben zitierten Theoretikern hat er viel praktische Erfahrung im Bewältigen von Naturereignissen. Doch viel lieber als "Katastrophen-Franz" werden die "Katastrophen-Propheten" zitiert. Ob dies auch damit zusammenhängen mag, dass die Tagesmedien auf immer mehr Subventionen von Bundesbern hoffen?