Die Schweiz ist ein rohstoffarmes Land. Daraus folgt der bekannte Ausspruch: "Die Bildung ist unser einziger Rohstoff!" Auch wenn diese Aussage schon oft zitiert wurde, hat sie viel Wahres an sich. Doch wie steht es um den Zustand unseres Bildungswesens? Die Schlagzeilen sind nicht besonders gut: Angefangen beim Lehrkräftemangel über die zahlreichen sozialen und gesellschaftlichen Probleme mit denen sich die Schulen auseinandersetzen müssen, bis hin zu den immer fragwürdiger erscheinenden Auswirkungen der Reformen der vergangenen Jahre wie etwa dem neuen Lehrplan 21 und den neuen Lehrmittel wie etwa den Französisch-Lehrmitteln "Mille feuilles" und "Clin d'oeil". Und im Zusammenhang mit den Covid-Massnahmen wurden auch die Schulen noch einmal zusätzlich belastet.
Im Zusammenhang mit der Jahresrechnung des Kantons hatte ich auch Einblick in den Stellenetat der verschiedenen Direktionen. Und es ist beindruckend, wie heute buchstäblich ein Heer von Psychologinnen und Psychologen in der Bildung und hier etwa in den Erziehungsberatungen beschäftigt werden. Dazu kommen heute in praktisch allen Schulen sogenannte Schulsozialarbeiter und zahlreiche andere Beratungsinstitutionen. Trotzdem ist es eine Herausforderung für Kinder und Eltern, eine Beratung oder gar eine Therapie zu bekommen. Denn sehr vielen Kindern und Jugendlichen geht es psychisch schlecht.
Die Antworten der verschiedenen Akteure sind unterschiedlich. Bei "Bildung Bern", der Gewerkschaft der Lehrerinnen und Lehrer, wird sofort der Ruf nach mehr Geld laut. Noch mehr Geld, ist man versucht zu sagen. Denn die Ausgaben für die Bildung sind entgegen der landläufigen Meinung im Kanton Bern deutlich gewachsen. Das hängt namentlich mit der deutlichen Aufstockung der Lektionenzahl im Zusammenhang mit der Einführung des Lehrplan 21 zusammen. Die zusätzlichen Lektionen haben natürlich auch den Lehrermangel verschärft. Auf der anderen Seite haben sie zwar das Stellenvolumen, nicht aber die Löhne der einzelnen Lehrkräfte verbessert.
Für uns Grossrätinnen und Grossräte ist es nicht einfach, in diesem schwierigen Thema zum einen den Überblick zu behalten und zum anderen in irgend einer Form steuernd einzugreifen. Denn das Thema Bildung ist höchst emotional. Lehrkräfte, Eltern, Kinder, Verwaltung, Behörden: Alle haben ihre spezifische Sicht. Und diese Sichtweisen gehen teilweise diametral auseinander. Dazu kommt, dass der von den Gewerkschaften mantraartig immer wieder geforderte Ausweg, nämlich einfach möglichst viel Geld auszugeben, finanzpolitisch im Hochsteuerkanton Bern nicht zu machen ist.
Was ist zu tun? Für mich ist wichtig, dass wir uns in erster Linie mal wieder auf die Grundaufgabe der Volksbildung besinnen. Und dann sollten daraus die notwendigen Massnahmen abgeleitet werden. Aus meiner Sicht sollten im Bildungswesen drei Zielsetzungen erfüllt werden:
Die jungen Menschen werden befähigt, möglichst optimal gemäss ihren Neigungen und Eignungen ausgebildet zu werden mit dem Ziel, zu produktiven Gliedern unserer Wirtschaft zu werden.
Die jungen Menschen werden befähigt, als aktive, selbstbewusste Bürgerinnen und Bürger an unserem Staatswesen mitzubauen und sich in Politik und Gesellschaft zu engagieren.
Und schliesslich sollte die Jugend auch für die schönen Dinge wie unsere Kultur, Musik, Sport und so weiter, und so fort, begeistert werden.
Ich bin übrigens überzeugt, dass dies schon zu einem rechten Teil passiert. Viele Lehrkräfte leisten in der Beziehung enorm viel. Aber wir müssen das Bildungssystem von ideologischem und bürokratischem Ballast entschlacken und den Fokus auf die wichtigen Dinge lenken.