"Wo d'Ämmitaler Berge si zieh zum Alperand. Wo Täler schön umchränze, da isch mis Heimatland. Vom Ämmital hets d Felder vom Oberland hets d Flüeh. E Burestand mit Felder e Senn mit Weid u Chüeh." So lautet die erste Strophe des Schwarzenegger Lieds. Obschon es keine politische Gemeinde Schwarzenegg (dafür aber eine Kirchgemeinde) gibt, kennen viele Menschen unsere Gegend unter diesem Namen, während die politischen Gemeinden Unterlangenegg und Oberlangenegg weniger bekannt sind.
Das Wort "schwarz" ist gleich per se verdächtig.
Doch Ortsnamen wie "Schwarzenegg" oder gar die Bezeichnung "Schwarzenegger" für die Einheimischen geraten momentan in den Verdacht, rassistisch zu sein. Das Wort "schwarz" in irgend einem Zusammenhang ist gleich per se verdächtig. Und in der Bezeichnung "Schwarzenegger" müsste nur ein "g" weggedacht werden, um hochverdächtig zu sein.
Das Wort "schwarz" im Namen erklären die Volkskundler mit zwei möglichen Entstehungsvarianten: Entweder kommt es vom schwarzen Boden, was durchaus plausibel wäre, weil in unmittelbarer Nähe ein Hochmoor liegt. Oder das schwarz meint einen dunklen, hervorstehenden Geländeabsatz. Auch diese Erklärung ist einleuchtend.
In beiden Fällen hat der Name also rein nichts mit irgendwelchen ethnischen oder gar rassistischen Überlegungen unserer Ahnen zu tun. Trotzdem ist nicht auszuschliessen, dass früher oder später auch hier irgendjemand Kritik aufgrund eines vermuteten Rassimus üben könnte. Kritik, die bereits völlig überbordet hat.
Wir beissen auch in die "Berliner", in die "Wienerli" oder gar in die "Emmentalerli".
Beim geächteten "Mohrenkopf" kann ich dies noch am ehesten verstehen. Immerhin beissen wir ja in die schwarz umhüllte, weisse Masse hinein. Allerdings: Wir beissen auch in die "Berliner", in die "Wienerli" oder gar in die "Emmentalerli". Oder denken wir erst, wie diskriminierend eigentlich der landläufige Übernahme der Bewohner der französischen Hauptstadt Paris für das beliebteste Verhütungsmittel ist...
Man könnte die Liste der nun heissdiskutierten Produkte, Ortsnamen usw. beliebig erweitern. Besonders unter Beschuss sind alle Bezeichnungen mit dem Wort "Mohr". Wohlgemerkt: Der Name "Mohr" ist im deutschsprachigen Gebiet relativ weit verbreitet. Deshalb gibt es die eine oder andere Firma mit diesem Namen. Auch hier besteht auf einmal sofort Rassismusverdacht.
Der beliebte "Uncle Ben's" muss verschwinden!
Überhaupt nicht verstehen kann ich, dass der beliebte "Uncle Ben's"-Reis ein anderes Logo suchen muss: Der dunkelhäutige Mann - "Uncle Ben's" eben - muss verschwinden, lautete gerade kürzlich erst eine Schlagzeile. Ich kenne diese Reispackungen seit meiner Kindheit. Für mich weckt dieses Gesicht Vertrauen, ist sehr positiv besetzt. "Uncle Ben's" steht für eine starke Marke, ein qualitativ hochstehendes Produkt, das von einem vertrauenerweckenden Gesicht beworben wird. Was soll also daran rassistisch sein? Eigentlich ist es das genaue Gegenteil!
Sicher: Früher war man auch in Europa nicht von Rassismus gefeit. Im Vergleich etwa zu der wirklich rassistischen Kultur der amerikanischen Südstaaten war aber der Umgang mit dunkelhäutigen Menschen hier stets zuvorkommender. Denken wir etwa daran, dass zahlreiche Künstler im 19. und 20. Jahrhundert gerne aus den USA nach Europa auf Tournee kamen, weil hier eben keine Rassentrennung bestand.
Die berühmte Sängerin und Tänzerin Josephine Baker ist eines der bekanntesten Beispiele. Sie kehrte ihrer Heimat im US-Bundesstaat Missouri den Rücken, kam nach Frankreich und machte dort grosse Karriere, arbeitete für die Résistance und wurde Mitglied der Ehrenlegion. Auch Jazzmusiker kamen gerne nach Europa, um dem Rassismus ihrer Heimat auszuweichen. Der Tenorsaxophonist Coleman Hawkins war vor dem 2. Weltkrieg mehrere Jahre in Europa, unter anderem auch in der Schweiz, wo er mit weissen Schweizer Jazzmusikern zusammenspielte und Platten produzierte.
Die Königin von Saba und einer der heiligen drei Könige waren dunkelhäutig.
Auch wenn es in Mitteleuropa bis ins 20. Jahrhundert nicht sehr viele dunkelhäutige Menschen gab, gehören sie doch eindeutig zu unserer Kultur. Ja, positiv besetzte schwarze Menschen gehören geradezu zu unserer DNA. Dies gilt insbesondere für unsere christliche Tradition. Eine der berühmtesten Figuren der Bibel etwa war die aus Äthiopien stammende, legendäre Königin von Saba, welche König Salomo in Jerusalem besuchte.
Zur christlichen Tradition gehört ebenso, dass einer der heiligen drei Könige (eigentlich waren es "Weise"), welche das neu geborene Jesuskind besuchten, dunkelhäutig war. Deshalb wird in Krippenspielen oder auf Bildern seit Generationen einer der drei heiligen Königen stets als Dunkelhäutiger dargestellt. Die Frage stellt sich: Wann kommt die Forderung, dass der dunkelhäutige König auf den vielen Bildern der Weihnachtsgeschichte retouschiert werden muss?
Genau diese Tendenzen und Extremforderungen sind aber eigentlich hochgradig widersprüchlich: Ist es nicht eigentlich sogar erst recht rassistisch, wenn positiv besetzte Figuren mit dunkler Hautfarbe systematisch aus unserer Kultur getilgt werden?